Wahre Helden

Mein Mann war eine Zeitlang ein Held. Das hatte er mir zu verdanken, weil ich nämlich in einer Zeitung freimütig zugegeben habe, wie bescheuert und langweilig ich das Vorspiel beim Sex finde, dass ich lieber gleich zur Sache komme. Dieses tranige Fingern und Streicheln, diese lapprigen Zungenküsse, denen man deutlich anmerkt, dass sie nur die Anfrage im oberen Geschoss sind, ob unten schon frei ist, das törnt mich ab. Kollegen, Freunde und Nachbarn, die sich damit redlich abmühen, um rangelassen zu werden und sich ärgern, wie selten das geschieht, beglückwünschten meinen Mann daraufhin zu dieser tollen Geliebten, die immer will und schnell. Diese naiven Jungs haben alles falsch verstanden. Die meisten Frauen ticken so, dass sie Lust haben, wenn sie Lust haben. Deshalb sind sie nicht darauf angewiesen, dass ein Mann ihnen den Sex halbherzig schmackhaft macht und zur Krönung stundenlang poppt, damit die armen Mäuse zum Höhepunkt kommen. Viele Frauen kriegen im Bett die Krise, wenn der Mann kein Ende findet, sie das eine um das andere Mal wendet wie das Schnitzel in der Pfanne. Beweis: Wenn Frauen es sich selbst machen, geht das blitzschnell. 17, 4 Minuten dauert ein Liebesakt in Deutschland im Durchschnitt, in dieser Zeit kann eine Frau x Orgasmen haben. Und ein Mann kriegt das auch hin bei ihr.
Wenn er kapiert, dass das sexuelle Glück seiner Partnerin rein gar nichts mit seinem Stehvermögen zu tun hat, dass sich mit der Uhr messen lässt. Keine Frau sagt zu ihrer Freundin mit verdrehten Augen, wie toll ihr Typ sei, weil er zwei Stunden im Stück schafft. Frauen haut eine andere Art von Sex um. Zum Beispiel die Naturgewalt, wenn sie mit einem neuen Mann das erste Mal ins Bett gehen, und er sie vorher stundenlang knutscht. Kein Vorspiel-Knutschen mit Zunge im Mund parken. Sondern das richtige Küssen, das atemlose, wo einem die Luft wegbleibt, wo man das Gefühl hat, mehr geht eigentlich gar nicht, die Zunge ist überall, das nimmt den Sex schon vorweg. Oder mit dem Mann im Auto fummeln, eben nicht das tolpatschige Tätscheln, sondern hungrige Berührungen mit fordernden Händen, die zupacken. Petting für Erwachsene. Oder wenn er in ein schwarzbestrumpftes Damenknie beißt, weil er einfach total abfährt auf die Beine seiner Liebsten, bei ihrem Anblick den Verstand verliert und ihn bei der silbernen Hochzeit noch nicht wieder hat.
Denn eine Frau ist am schärfsten, indem man immer an ihr dranbleibt. 24 Stunden. Ein ganzes Leben. Körperlich und seelisch. Nudeln kochen, zuhören, Geschenke machen. Wenn diese Dinge laufen, geht in 17, 4 Minuten die Post ab. So oft Männer es wollen. Wir liegen mit dieser Zeit übrigens im internationalen Vergleich wunderbar in der Mitte, stehen zum Beispiel den heißen Franzosen in nichts nach. Im Gegenteil: In diesem Land der verrückten Liebe poppt ein Paar im Durchschnitt 14 Minuten. Fast ein Quickie. Hat sich je eine Französin beschwert? Stattdessen laufen die Hübschen immer mit einem geheimnisvollen Lächeln durch die Gegend, sehen schön aus, wie Frauen eben aussehen, die guten Sex haben. Wie machen die Franzmänner das? Sie flüstern ihren Damen eben die ganze Zeit scharfe Sachen ins Ohr, verwöhnen sie mit Spitzenhöschen, nehmen sie wild im Fahrstuhl, basteln 4-Gänge-Menüs. Genauso die Österreicher. Dieses sinnenfrohe Volk ist nach 16, 9 Minuten fertig. Muss auch für das österreichische Weiblein eine wahre Freude sein, was daran zu erkennen ist, dass die Österreicher es ständig tun. Und es gehören ja immer zwei dazu. Nun, österreichische Herren sind bekanntlich rund um die Uhr herzerfrischend charmant. Sie spielen nicht vor, sie spielen immer. Das sind wahre Helden.

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